Wirtschaftsjuniorensprecherin Nadine Brüggendieck (rechts) und Matthias Bittern (links) bedankten sich bei Sebastian Wagemeyer (3. v. l.) und Holger Moeser.

„Lassen sie uns das gemeinsam machen“

Bürgermeister und Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft zu Gast bei Wirtschaftsjunioren und Wirtschaftskreis Lüdenscheid

Lüdenscheid – „Wenn wir neue Wege beschreiten wollen, können wir das nur gemeinsam tun.“ Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer richtete diesen Appell, im Dialog miteinander Ideen und Konzepte für das Wohl der Stadt als Ganzes zu entwickeln und umzusetzen, an die Mitglieder der Vereine Wirtschaftsjunioren Lüdenscheid e.V. und Wirtschaftskreis Lüdenscheid. Gemeinsam mit Holger Moeser, Geschäftsführer der zum 1. Januar dieses Jahres gegründeten Stadtentwicklungs-gesellschaft, stellte er sich beim traditionellen Gänseessen, diesmal in der Gaststätte Heerwiese, den Fragen der Unternehmer und Führungskräfte.

Beide betonten dabei, dass Politik und Verwaltung nur die Rahmenbedingungen schaffen können, in denen Unternehmen sich entfalten und Bürger sich wohlfühlen können. „Wirtschaftsförderung ist für mich auch die Kultur“, sagte Wagemeyer und zählte als städtische Einrichtungen das Kulturhaus, die Museen, die Stadtbücherei, das eigene Stadtarchiv und die neue Musikschule auf. Er erinnerte an die „Riesendiskussion“, weil für den Neubau der Musikschule Parkplätze wegfielen. Aber: „2200 Kinder und Jugendliche lernen dort Instrumente. Diese Musikschule strahlt aus, da können wir stolz drauf sein.“ Auch in der frühkindlichen Bildung sei Lüdenscheid gut aufgestellt.

Die Versorgung mit Kita-Plätzen liege nach Fertigstellung zwei weiterer Kitas ab 2025 im Ü3-Bereich bei 100 Prozent. Wünschenswert und eine politische Debatte wert sei es sicher, bei den Personalquoten der Erzieherinnen 110 oder 115 Prozent zu erreichen, um Krankheitsausfälle zu kompensieren. Mit den zwei neuen Kitas, die gebaut werden, werde zudem nächstes Jahr bei den U3-Plätzen eine Versorgungsquote von gut 50 Prozent erreicht. Landesweit liege die Deckung bei gerade einmal um die 30 Prozent – bei einem Bedarf von 48 Prozent. Das seien Dinge, die die Stadt für junge Familien attraktiv machen: „Auch das ist Wirtschaftsförderung.“

Über das aktuelle Ringen mit der Bezirksregierung zum neuen Regionalplan sagte Wagemeyer: „Ich bin überzeugt: Lüdenscheid ist Industriestadt und wird Industriestadt bleiben. Dafür brauchen wir Flächen.“ Aber nicht alle Flächen, die in dem Entwurf der Bezirksregierung als Gewerbeflächen ausgewiesen sind, seien aus Lüdenscheider Perspektive wirklich geeignet. Zudem redet auch der Märkische Kreis als Untere Landschaftsbehörde ein Wort mit. Und als attraktives Umfeld für Fachkräfte brauche die Stadt auch Wohnflächen. Aber als Bürgermeister entscheide man nicht allein – im Gegenteil: „Der Bürgermeister entscheidet letztlich ganz schön wenig.“ Gerade deshalb sei der Dialog zwischen möglichst vielen Beteiligten wichtig. Als Schnittstelle für ein solches Netzwerk bot sich auch Holger Moeser an.

Netzwerke zu schaffen sei wichtig, und dazu habe auch die Rahmedetalbrücke beigetragen, so schlimm das alles auch sei, „das hat bewirkt, dass viele miteinander reden, die das sonst nicht getan hätten“, betonte Wagemeyer. Das sei ein Katalysator in die richtige Richtung gewesen. Das Ziel aller sei, Lüdenscheid weiter voranzubringen und für die Zukunft gut aufzustellen: „Ich kann nur appellieren, lassen Sie uns das gemeinsam machen“, sagte Wagemeyer. „Es ist noch viel, wo wir dran müssen, es ist aber auch schon viel passiert.“ Fakt sei aber auch, „das Lüdenscheid der 80er-Jahre wird nicht wiederkommen“, spielte Wagemeyer auf eine lebendige Innenstadt mit boomenden Geschäften an, aber damit stehe Lüdenscheid nicht allein da. Er warnte indes davor, die Vergangenheit zu verklären. Er selbst habe als Teenager genau gewusst, welche Ecken man beispielsweise im damaligen City-Center meiden musste.

Lüdenscheid im Dezember 2024
Text: Bettina Görlitzer, Lüdenscheid
Bild: Peter Dahlhaus, Lüdenscheid