Mitglieder von Wirtschaftsjunioren und Wirtschaftskreis Lüdenscheid wurden von Giorgio Occhipinti, Geschäftsführer der Occhipinti GmbH & Co. KG (12. r. r.) und Nadine Brüggendieck, Sprecherin der Wirtschaftsjunioren (9. v. r.), durch die Fertigungshallen des Unternehmens in Lüdenscheid geführt.
Wirtschaftsjunioren informieren sich über Recycling von Kunststoffen
Besichtigung der Occhipinti GmbH & Co. KG
Die Schonung von Ressourcen, indem Abfälle vermieden und Materialien recycelt werden, wird ein immer wichtigeres Thema für Unternehmen, gerade wenn es um den CO2-Fußabdruck geht. Die jüngste Betriebsbesichtigung führte die Mitglieder der Wirtschaftsjunioren und des Wirtschaftskreises Lüdenscheid zu einem Unternehmen, das sich bereits seit fast einem halben Jahrhundert dem Recycling von Kunststoffen widmet. Und die Nachfrage steigt stetig, berichtete Giorgio Occhipinti, Inhaber der Occhipinti GmbH & Co. KG in Lüdenscheid. Er hat das Unternehmen 2008 von seinem Vater gekauft, um einen klaren Übergang in der Unternehmensführung zu gewährleisten. Gegründet wurde die Firma, die im nächsten Jahr Jubiläum feiert, 1975 von seinem Vater Salvatore Occhipinti. 1984 folgte der Umzug aus Oberrahmede an den heutigen Standort an der Jüngerstraße. Dort ist Giorgio Occhipinti seit seinem sechsten Lebensjahr regelrecht in den Beruf hineingewachsen.
Auf diese familiäre Struktur mit seinen elf Mitarbeitern legt er bis heute großen Wert. Sie ist auch die Grundlage für die Qualität des recycelten Materials, das er seinen Kunden liefert. Giorgio Occhipinti kennt die spezifischen Anforderungen jeder einzelnen Firma, plant selbst mit ihnen den Materialfluss und hat die Maschinen, mit denen die angelieferten Kunststoffteile gemahlen werden, um dann wieder als Rohmaterial an die Kunden zu gehen, selbst mitentwickelt. „Wenn ich größer werde, kann ich diese Qualität nicht mehr liefern“, erklärt er, dass trotz der großen Nachfrage, die Kapazitätsgrenzen erreicht sind. Das liegt eben nicht nur daran, dass die Flächen des Standortes ausgereizt sind.
Spezialisiert hat sich Occhipinti auf das Recycling von technischen Kunststoffen – genau genommen, das Material, das als Ausschuss bei der Produktion anfällt. „Technische Kunststoffe sind in der Regel sauber“, erklärte der Inhaber seinen Gästen bei der Betriebsbesichtigung. Beispielsweise Schalter und Steckdosen, die bereits von Elektrikern verbaut wurden, kämen nicht in Frage, weil sie mit anderen Stoffen kontaminiert sind. Aber regelmäßig fällt im Produktionsablauf Abfall an, angefangen vom Anguss, mit denen die Teile aus den Spritzgussmaschinen kommen, bis hin zu fertigen Teilen mit Farbabweichungen, Schlieren oder Kratzern.
Dieses Material kann, so erklärt Occhipinti, erneut vermahlen, zu 100 Prozent wieder in der Produktion verwendet werden, weil es die gleichen Eigenschaften aufweist, wie der ursprünglich eingesetzte chemisch hergestellte Kunststoff. Wichtig dafür ist, dass die Kunststoffe sortenrein und nach Farben sortiert angeliefert werden. Dafür organisiert das Unternehmen auch die Logistik für seine Kunden und stellt spezielle Transportkisten zur Verfügung. Diese sind so gekennzeichnet, dass bei der Nachfrage nach Material genau zuzuordnen ist, aus welcher Kiste der Kunststoff vermahlen werden muss, damit der Kunde das Material zurückerhält, das er braucht.
Denn die sogenannte Lohnvermahlung ist ein Baustein des Unternehmens: Der Kunde liefert seine Produktionsabfälle und bekommt das Material bei Bedarf zurück, um es wieder in seinen Produktionsablauf einzupflegen. Als konkrete Beispiele nannte Occhipinti die heimische kunststoffverarbeitende Industrie. Dazu zählt unter anderem die Firma Gerhardi Kunststofftechnik, die Ziel der vorangegangenen Betriebsbesichtigung der Wirtschaftsjunioren war. Es kommt aber auch vor, dass Occhipinti Material aufkauft und nach der Vermahlung weiterverkauft. Denn die Verwendung recycelten Kunststoffs senkt den CO2-Fußabdruck eines jeden Betriebs spürbar – um bis zu 97 Prozent für die jeweiligen Produkte. Rund 2000 Tonnen Kunststoff verwertet das Lüdenscheider Unternehmen pro Jahr auf zwei Maschinen – rund 75 000 Tonnen sind so seit der Gründung zusammengekommen.
Auch die Firma Occhipinti merkt den Kostendruck, gerade im Bereich der Energie. Der eigene Stromverbrauch konnte mit dem Einbau zweier neuer, ebenfalls selbst mitentwickelter Maschinen, aber um ein Drittel gesenkt werden. Leider sei die Einsparung inzwischen durch die gestiegenen Kosten wieder ausgeglichen. Letztlich muss auch der lokale Recyclingbetrieb Kostensteigerungen an die Kunden weitergeben, hat dabei aber ein zentrales Argument, das Recycling attraktiv macht und die Nachfrage weiter steigen lässt: „Die CO2-Einsparung von 97 Prozent bleibt immer, auch wenn die Kosten steigen.“ Sorgen macht Giorgio Occhipinti sich daher keine, die 100-prozentige Auslastung seines Unternehmens auch in Zukunft zu gewährleisten.
Ein paar Impressionen (Fotos: Bettina Görlitzer, Claus Hegewaldt, Kay-Jörg Kawi, Stefan Klotz)