Unternehmen aus Insolvenz wieder auf Kurs gebracht
Jungunternehmer Nicolas Leitgeb referierte vor Wirtschaftsjunioren und Wirtschaftskreis Lüdenscheid
Am Ende seines gut einstündigen Vortrags gab es für Nicolas Leitgeb verdienten Beifall aus der Runde der Zuhörer. Unter dem Titel „Newcomer meets Mittelstand“ hatten sich Mitglieder der Wirtschaftsjunioren und des Wirtschaftskreises Lüdenscheid am 26. Oktober zur zweiten Veranstaltung der interessanten Vortragsreihe im Lüdenscheider Restaurant Heerwiese getroffen.
Als Jungunternehmer aus der Insolvenz heraus mit neuen Impulsen ein Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, das sei beispielhaft, lobte Vorsitzender Danny Fischer den Referenten. „Kurzweilig“ nannte er die Art und Weise, wie der 29-jährige Lüdenscheider einen Abriss seines beruflichen Werdegangs gegeben hatte: erfrischend direkt, ehrlich und dabei immer auch Einblicke in sein Gefühlsleben gebend.
Bevor er auf sein neues Unternehmen zu sprechen kam, schilderte Nicolas Leitgeb in seinem Vortrag, welches berufliche Ziel er zunächst nach seinem Abitur verfolgt hatte. Mit „Sound of Centuries“ etablierte er sich in der Eventbranche. Nach ersten Anfängen 2016 gelang es ihm, in der Folgezeit mit seiner Veranstaltungsagentur und dem angeschlossenen Tonstudio Fuß zu fassen. Doch dann kam 2020 die Pandemie und mit ihr der Lockdown.
Aber da hatte der Jungunternehmer schon ein anderes Projekt ins Auge gefasst. Die 1977 gegründete Biegeform Dittmann GmbH an der Lösenbacher Landstraße, deren Geschäftsführung 2000 Nicolas Leitgebs Vater übernommen hatte, war 2019 – unter anderem bedingt durch gescheiterte England-Geschäfte im Zusammenhang mit dem Brexit – in Schieflage geraten. Die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens war nicht zu vermeiden. Zu den acht Interessenten, die bereit waren, die Firma zu übernehmen, gehörte auch Nicolas Leitgeb. Mit seinem Konzept, das auf Weiterführung des Unternehmens und dem Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze basierte, gelang es ihm, Geldinstitut und Insolvenzverwaltung zu überzeugen und den Geschäftsbetrieb in die neu gegründete Biegeform Solutions GmbH zum 1. April 2020 zu übernehmen. Sein Maschinenbaustudium habe er damals nicht abgeschlossen.
Die nächsten anderthalb Jahre habe er vom frühen Morgen bis in den späten Abend im Unternehmen verbracht. Der bedingungslose Einsatz habe sich gelohnt. „Aber meine Work-Live-Balance stimmte nicht mehr.“ Das sei ihm erst aufgefallen, als es schwer wurde, die Schuhe zuzubinden, meinte er scherzend. Sport nimmt seitdem in seinem Terminkalender wieder einen festen Platz ein.
In den vergangenen drei Jahren habe er Höhen und Tiefen durchlebt. Gleich am Anfang habe er Entlassungen vornehmen müssen. Von 32 Mitarbeitern musste auf 22 reduziert werden. Das sei ihm schwergefallen. Dass er als sehr junger Chef inzwischen das Vertrauen der Mitarbeiter gefunden habe und jetzt ein tolles Betriebsklima herrsche, verzeichnete er als Erfolg. Betriebswirtschaftlich stünde man als breit aufgestelltes Unternehmen mit einer Produktionspalette von Stanz- und Biegeteilen gut da. Die Umsätze konnten gesteigert und der Maschinenpark um 20 Prozent erweitert werden. Trotz aller Hindernisse wie Brexit, Corona, Lieferausfälle durch das Hochwasser, Preisexplosion durch den Ukraine-Krieg und Personalprobleme infolge der Brückensperrung habe sich das Unternehmen behaupten können. Es seien schwere Monate gewesen. „Aber wir haben es geschafft. Ich habe noch nie so viel gelernt wie in diesen drei Jahren, weder in der Schule noch im Studium.“